Modernes Hundetraining: Bedürfnisorientiert, bindungsfördernd & belohnungsbasiert
In meiner Arbeit bei „Achtsam mit Hund“ steht die respektvolle und harmonische Beziehung zwischen Mensch und Hund im Mittelpunkt. Ein zentraler Aspekt dabei ist der bindungsfördernde und bedürfnisorientierte Umgang. Doch was bedeutet das genau, und wie unterscheidet sich dieser Ansatz vom klassischen Hundetraining?
Was bedeutet bedürfnisorientierter Umgang?
Beim bedürfnisorientierten Umgang wird das individuelle Wohlbefinden des Hundes in den Vordergrund gestellt. Es geht darum, seine Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen – sei es nach Ruhe, Bewegung, sozialem Kontakt oder geistiger Auslastung. Im Gegensatz zum traditionellen Hundetraining, das oft auf Dominanz und Gehorsam basiert, fokussiert sich dieser Ansatz auf Verständnis, Kooperation und positive Verstärkung.
Positive Verstärkung (belohnungsbasiert) statt Strafe
Anstatt unerwünschtes Verhalten mit Strafe zu unterdrücken, wird der Hund durch positive Bestätigung motiviert, gewünschtes Verhalten zu zeigen. Das bedeutet nicht, dass dem Hund alles erlaubt ist, sondern dass ihm auf faire und gewaltfreie Weise die in seinem Alltag gewünschten Verhaltensweisen beigebracht werden.
Das Training über positive Verstärkung (eben belohnungsbasiertes Training) funktioniert bei jedem Hund. Egal ob unkastrierter Rüde, bestimmte Rasse, Problemhund oder Tierschutzhund – alle unsere Hunde verdienen es, fair, respektvoll und mit modernem Hundewissen behandelt zu werden. Denn viele von ihnen zeigen unerwünschte Verhaltensweisen, weil sie bisher nicht verstanden oder gewaltsam trainiert wurden.
Allerdings gibt es viel Gegenwind von jenen, die sich der Arbeit mit Strafe und Gewalt verschrieben haben. Viele meinen, bei einem gewissen Verhalten funktioniert positive Verstärkung nicht mehr. Das ist so nicht korrekt. Training auf Basis positiver Verstärkung funktioniert genau so gut oder schlecht wie Training auf Basis von Strafe. Beides allerdings nur, wenn es richtig angewandt wird.
Hier zitiere ich dann gerne die renommierte Verhaltensbiologin Dr. Ute Blaschke-Berthold: „Wenn jemand sagt, dass dieses oder jenes Verhalten nur über Strafe zu erreichen ist, sagt das erstmal nichts über den Hund aus, sondern nur über die eigenen Fähigkeiten.“
Vorteile des bindungsfördernden und bedürfnisorientierten Umgangs
- Stärkung der Mensch-Hund-Bindung: Durch Vertrauen und gegenseitiges Verständnis entsteht eine tiefe und harmonische Beziehung.
- Steigerung der Lernbereitschaft: Ein Hund, der sich sicher und geborgen fühlt, ist motivierter und lernt schneller sowie effektiver.
- Reduzierung von Stress und Problemverhalten: Durch das Erfüllen der Bedürfnisse des Hundes wird Stress reduziert, was zu weniger unerwünschtem Verhalten führt.
- Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens: Ein Hund, dessen Bedürfnisse berücksichtigt werden, ist zufriedener, ausgeglichener und gesünder.
Ursachen finden statt Symptom unterdrücken
Gerade Hunde mit besonderen Bedürfnissen benötigen besondere Aufmerksamkeit. Es ist entscheidend, ihre individuellen Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen. Es ist wichtig, die Ursachen für das Verhalten des Hundes zu verstehen. Nur so kann man langfristig und nachhaltig eine positive Veränderung im Verhalten des Hundes erreichen. Alles andere ist reine Symptom-Unterdrückung: Der Hund darf das Verhalten nicht mehr zeigen. Das Problem ist aber immer noch da, nur du als Mensch siehst es nicht mehr.
Der bedürfnisorientierte Umgang mit Hunden ist keine schnelle „Trainingsmethode“, die man eben mal ausprobiert. Der moderne Umgang mit Hund ist eine Lebenseinstellung, die auf Respekt, Verständnis und Empathie basiert.
Es erfordert Engagement, Geduld und die Bereitschaft, sich auf den Hund einzulassen und von und mit ihm zu lernen.
Dafür ist es notwendig, sich selbst auf den neuesten Stand der Hundewissenschaft zu bringen. Denn in den letzten 30 Jahren wurde viel erforscht, was ein Umdenken im Umgang mit unserem besten Freund notwendig macht. Der Lohn dafür ist eine tiefe und vertrauensvolle Beziehung zu einem glücklichen und ausgeglichenen Hund.
Ich als Hunde-Verhaltensberaterin und Tierpsychologin fördere eine positive Entwicklung der Mensch-Hund-Beziehung und unterstütze Hundebesitzer dabei, ihren Vierbeinern ein erfülltes und artgerechtes Leben zu ermöglichen. Ganz ohne Druck, Rudelführerquatsch und Dominanzgeschwafel.

Daniela Loibl MBA MSc
Hundeverhaltensberaterin & verhaltensmedizinische Tierpsychologin. Und Mama von Happy, einem ehem. Kettenhund aus dem Tierschutz mit komplexer PTBS und Deprivationssyndrom. Mein größter Lehrmeister und Entschleuniger.