Alte und kranke Hunde: Veränderte Bedürfnisse in ihrem Lebensabschnitt

Hunde durchlaufen, genauso wie wir Menschen, verschiedene Lebensphasen. Besonders im Alter und bei Krankheit verändern sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch die Bedürfnisse eines Hundes. Diese Veränderungen erfordern eine besondere Betreuung und ein Einfühlungsvermögen. Warum gehören kranke und alte Hunde zu den Hunden mit besonderen Bedürfnissen? Weil sie in dieser Lebensphase auf einen achtsamen Umgang angewiesen sind, der sowohl ihre physischen als auch ihre emotionalen Bedürfnisse berücksichtigt.

Veränderte Bedürfnisse des alternden Hundes

Mit dem Älterwerden verändert sich der Körper eines Hundes und ebenso ändern sich seine Bedürfnisse. Der Alterungsprozess ist nicht nur eine Frage von grauen Haaren oder weniger Energie. Es geht um eine Reihe von körperlichen und psychischen Anpassungen, die dazu führen, dass ältere Hunde spezielle Anforderungen an ihre Umgebung und ihre Betreuung haben. Diese Veränderungen sind oft subtil und werden erst dann wirklich deutlich, wenn man genau hinblickt.

Reduzierte Energie und Beweglichkeit
Ältere Hunde sind nicht mehr so energiegeladen wie in ihrer Jugend. Ihre Gelenke und Muskeln verlieren an Elastizität, was zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führen kann. Hunde mit Arthrose oder Gelenkproblemen benötigen daher kürzere Spaziergänge und mehr Ruhephasen. Zu intensive körperliche Belastung kann Schmerzen verursachen und das Wohlbefinden des Hundes beeinträchtigen.

Veränderte Sinneswahrnehmung
Mit zunehmendem Alter lassen bei vielen Hunden die Sinnesleistungen nach. Sei es das Hören, Sehen oder Riechen – die Wahrnehmung ist oft nicht mehr so ausgeprägt wie in jungen Jahren. Ein Hund, der beispielsweise schlecht sieht oder hört, benötigt eine klare, ruhige Orientierung. Änderungen in der Wohnung, wie verschobene Möbel oder ein Umzug, können für einen älteren Hund zu einer großen Herausforderung werden.

Veränderte Bedürfnisse eines kranken Hundes

Ein kranker Hund hat besonders hohe Anforderungen an seine Pflege und Betreuung. Krankheiten bringen oft Schmerzen und eine verringerte Belastbarkeit mit sich. Der Hund wird nicht nur in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, sondern auch emotional belastet. Ein kranker Hund ist oft weniger aktiv, zieht sich zurück und benötigt mehr Zuwendung. Wie bei uns Menschen, die bei Krankheit häufig nach Ruhe suchen und sich weniger belastbar fühlen, zeigen auch Hunde ähnliche Verhaltensweisen.

Krankheiten wie Krebs, Arthritis oder chronische Atemwegserkrankungen führen zu Schmerzen, die nicht immer offensichtlich sind. In solchen Fällen sind ruhige Umgebungen und spezielle Pflege erforderlich, um dem Hund zu helfen, sich zu erholen und sich wohlzufühlen.

Schmerzmedikationen, eine bequemere Schlafgelegenheit und eine weniger hektische Umgebung sind essentielle Anpassungen, die das Leben eines kranken Hundes verbessern können.

Besondere Achtsamkeit und Pflege fordern uns Menschen

Sowohl bei alten als auch bei kranken Hunden müssen wir als Bezugsperson besonders achtsam sein. Diese Hunde sind auf eine feinfühlige, individuelle Betreuung angewiesen, da ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse zunehmend differenziert werden.

Ein Hund mit Gelenkschmerzen oder nachlassendem Sehvermögen braucht zum Beispiel behutsame Unterstützung, die nicht mit einem herkömmlichen Training verglichen werden kann.

Das bedeutet, dass Bewegungsabläufe angepasst und möglicherweise neue Wege der Kommunikation gefunden werden müssen.

Anpassungen im Alltag: Wärme und Komfort

Ältere oder kranke Hunde sind oft weniger belastbar, insbesondere in Bezug auf Temperaturveränderungen. Ein Hundemantel kann notwendig sein, um den Hund bei kaltem Wetter warm zu halten und Gelenkschmerzen zu lindern. Auch spezielle Matten oder Decken für Hunde mit Gelenkproblemen können das Wohlbefinden steigern und dem Hund Komfort bieten.

Für kranke Hunde ist es besonders wichtig, dass ihre Umgebung ruhig und stressfrei ist. Zu viele Geräusche, plötzliche Veränderungen oder hektische Aktivitäten können unnötigen Stress verursachen und den Heilungsprozess behindern.

Wenn wir uns vorstellen, dass wir selbst mit zunehmendem Alter oder in einer Krankheitsphase auf Ruhe angewiesen sind, wird deutlich, wie wichtig diese Anpassungen auch für Hunde sind.

Die grundlegenden Bedürfnisse von kranken und alten Hunden

Beide Hunde – sowohl alte als auch kranke – benötigen ein Umfeld, das ihre veränderten körperlichen und psychischen Bedürfnisse anerkennt. Sie sind besonders auf die Zuwendung und das Einfühlungsvermögen ihrer Menschen angewiesen.

Einige der wesentlichen Bedürfnisse dieser Hunde sind:

  1. Eine ruhige, stressfreie Umgebung
    Alter und Krankheit können Stress verstärken. Daher ist es wichtig, dass Hunde in einer ruhigen Umgebung leben, in der sie sich sicher fühlen können. Stress kann nicht nur das Wohlbefinden beeinflussen, sondern auch den Heilungsprozess bei kranken Hunden negativ beeinträchtigen.
  2. Angepasste Bewegung und Aktivitäten
    Spaziergänge sollten an den Hund angepasst werden. Ein kranker oder alter Hund kann nicht mehr die gleichen Ausflüge unternehmen wie ein junger, gesunder Hund. Es sollten regelmäßig kürzere Spaziergänge gemacht werden, die für den Hund angenehm sind. Auch Aktivitäten wie sanfte Nasenarbeit oder Intelligenzspiele, die den Hund geistig fordern, sind eine gute Möglichkeit, ihn zu beschäftigen, ohne ihn zu überlasten.
  3. Eine angepasste Ernährung
    Sowohl für kranke als auch für alte Hunde ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, die auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Für ältere Hunde gibt es oft speziell formulierte Nahrungsergänzungen, die Gelenke, das Immunsystem oder das Herz-Kreislauf-System unterstützen. Kranke Hunde benötigen möglicherweise eine spezielle Diät, um ihre Heilung zu unterstützen oder ihre Symptome zu lindern.
  4. Komfort und Wärme
    Ältere Hunde oder Hunde mit gesundheitlichen Problemen sind oft weniger belastbar, was Temperaturwechsel betrifft. Insbesondere bei kaltem Wetter kann ein Hund, dessen Gelenke oder Muskeln geschwächt sind, schnell frieren und Unwohlsein empfinden. Ein Hundemantel oder eine warme Decke für den Hund sind wichtige Hilfsmittel, um ihn bei kaltem Wetter komfortabel zu halten.
  5. Regelmäßige Tierarztbesuche
    Für alte und kranke Hunde sind regelmäßige Tierarztbesuche unerlässlich. Sie dienen der Frühdiagnose von Krankheiten, der Schmerzkontrolle und der allgemeinen Gesundheitsüberwachung. Auf diese Weise kann der Hund bestmöglich unterstützt werden, und mögliche Beschwerden werden rechtzeitig erkannt und behandelt.

Der achtsame Umgang mit einem alten oder kranken Hund

Das Leben mit einem alten oder kranken Hund stellt eine besondere Herausforderung dar, aber auch eine wertvolle Gelegenheit, für den Hund zu sorgen und ihm durch diese schwierige Lebensphase zu helfen. Ähnlich wie wir Menschen im Alter oder bei Krankheit auf die Unterstützung anderer angewiesen sind, benötigen auch Hunde in dieser Zeit ein sensibles und liebevolles Umfeld.

Indem wir uns bewusst auf die veränderten Bedürfnisse unseres Vierbeiners einstellen – sei es durch angepasste Bewegung, eine speziell abgestimmte Ernährung oder durch eine ruhige, komfortable Umgebung – können wir dafür sorgen, dass unsere Hunde trotz ihres Alters oder ihrer Krankheit ein erfülltes Leben führen.

Alte und kranke Hunde brauchen Menschen, die ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse erkennen und respektieren. Es ist an uns, diesen Hunden die Unterstützung zu bieten, die sie verdienen, und ihre Lebensqualität so hoch wie möglich zu halten. 

Daniela Loibl mit Happy

Daniela Loibl MBA MSc

Hundeverhaltensberaterin & verhaltensmedizinische Tierpsychologin. Und Mama von Happy, einem ehem. Kettenhund aus dem Tierschutz mit komplexer PTBS und Deprivationssyndrom. Mein größter Lehrmeister und Entschleuniger.

Nimm das Wohlbefinden deines Hundes selbst in die Hand!

Modernes Hundewissen ist dein Schlüssel
zur entspannten Mensch-Hund-Beziehung