Taube und blinde Hunde: Wenn die Sinne anders wahrnehmen

Hunde sind unglaublich sinnliche Wesen, die die Welt vor allem durch ihre Sinne erfahren. Doch was passiert, wenn diese wichtigen Sinne, wie das Hören oder Sehen, beeinträchtigt sind? Taube und blinde Hunde stellen ihre Menschen vor besondere Herausforderungen, doch mit einfühlsamem Umgang und angepasstem Training können auch diese Hunde ein erfülltes und glückliches Leben führen.

Taube Hunde: Die Welt ohne Geräusche

Taube Hunde erleben ihre Umwelt ohne das Hören von Geräuschen – ein Zustand, der ihre Wahrnehmung der Welt grundlegend verändert. Sie können nicht auf Geräusche wie das Klingeln an der Haustüre, das Bellen anderer Hunde oder den Ruf ihres Menschen reagieren. Doch obwohl sie eine wichtige Fähigkeit verlieren, entwickeln taube Hunde andere Sinne und Verhaltensweisen, um sich zurechtzufinden.

Ein tauber Hund ist nicht unbedingt weniger kommunikativ als ein hörender Hund, er kommuniziert nur auf andere Weise. Da er Geräusche nicht wahrnimmt, ist er auf visuelle oder taktile Signale angewiesen, um mit seiner Umwelt zu interagieren und zu lernen.

Wie erkennst du, dass dein Hund taub ist?

Wenn ein Hund plötzlich nicht mehr auf Geräusche reagiert, insbesondere auf laute Geräusche wie das Klatschen der Hände, seinen Namen oder das Klingeln der Türglocke, könnte dies ein Hinweis auf eine Taubheit sein.

Oft entwickelt sich eine Taubheit schleichend, vor allem im Alter. Manche Hunde sind von Geburt an taub, was die Diagnose manchmal erschwert, da sie von Anfang an keine Geräusche gehört haben und ihre Umwelt dennoch gut zu deuten wissen. Mit einem Audiometrietest lässt sich die Taubheit bzw. der Grad des Gehörverlustes feststellen.

Das Leben mit einem tauben Hund

Das Leben mit einem tauben Hund ist durchaus bereichernd – mit Geduld und einer angepassten Kommunikation. Da taube Hunde keine akustischen Signale wahrnehmen, müssen sie auf visuelle oder taktile Signale angewiesen werden. Dazu gehören:

  • Visuelle Signale: Du kannst dem Hund beibringen, auf bestimmte Handzeichen oder Lichtsignale zu reagieren. Handzeichen sind für taube Hunde besonders wichtig, da sie visuelle Signale viel besser wahrnehmen als akustische.
  • Taktile Signale: Auch Berührungen sind für taube Hunde von großer Bedeutung. Eine sanfte Berührung kann ausreichen, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu erlangen und eine Bindung aufzubauen.
  • Bodenwellen oder Vibrationen: Manchmal können auch Vibrationen, wie etwa ein Klopfen oder das Betreten eines Raumes, genutzt werden, um dem Hund Signale zu geben.


Der Schlüssel im Umgang mit einem tauben Hund liegt in der Anpassung der Kommunikation. Wichtig ist, dass du klar in deinen Signalen wahrnehmbar bist, um Missverständnisse zu vermeiden.

Blinde Hunde: Wenn die Welt im Dunkeln liegt

Blinde Hunde können ihre Umwelt nicht mehr visuell wahrnehmen und müssen sich stärker auf ihre anderen Sinne verlassen. Besonders der Geruchssinn und das Gehör werden bei blinden Hunden wichtiger, um sich zu orientieren und ihre Umgebung zu verstehen.

Eine blinde Wahrnehmung bedeutet jedoch nicht, dass ein Hund im wahrsten Sinne des Wortes „verloren“ ist. Hunde sind Meister darin, ihre Umgebung ohne Sicht zu begreifen. Sie verlassen sich auf ihre Fähigkeit, mit ihren Nasen und Ohren die Welt zu kartieren.

Wie erkennst du, dass dein Hund blind ist oder schlecht sieht?

Blinde Hunde stoßen möglicherweise häufiger gegen Möbel oder Wände, oder sie haben Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden. Auch plötzliche Veränderungen in der Umgebung, wie das Verschieben von Möbeln, können für blinde Hunde verwirrend sein.

Bei einer plötzlichen Blindheit oder einem dramatischen Verlust der Sehkraft können sie zudem panisch oder verängstigt reagieren.

Wie bei tauben Hunden kann auch Blindheit schleichend auftreten – besonders bei älteren Tieren oder solchen, die unter Augenkrankheiten wie grauem Star oder Netzhauterkrankungen leiden. Diese schrittweise Veränderung des Sehvermögens kann sich auf das Verhalten des Hundes auswirken, sodass er Schwierigkeiten hat, sich in gewohnten Umgebungen zurechtzufinden oder sich auf neue Situationen einzustellen. Auch wenn der Hund nicht vollständig blind ist, kann eine nachlassende Sehleistung zu einer verminderten Orientierung und erhöhtem Stress führen.

Leben mit blindem Hund

Das Leben mit einem blinden Hund stellt besondere Herausforderungen, aber auch viele bereichernde Momente bereit.

Blinde Hunde orientieren sich hauptsächlich mit ihrem Geruchssinn und ihrem Gehör, was bedeutet, dass sie eine ganz andere Art von Bindung zu ihrer Umwelt und zu dir aufbauen.

Hier sind einige Tipps, um deinem blinden Hund das Leben zu erleichtern:

  • Konsistente Umgebung: Achte darauf, dass du die Möbel und die Anordnung in der Wohnung nicht ständig veränderst. Blinde Hunde verlassen sich auf ihr Gedächtnis und ihre anderen Sinne, um sich zurechtzufinden.
  • Gerüche nutzen: Du kannst dem Hund helfen, seine Umgebung zu erkennen, indem du bestimmte Orte mit einzigartigen Gerüchen verbindest. Zum Beispiel kannst du ein bestimmtes Duftöl an der Leine oder am Körbchen anbringen.
  • Akustische Signale: Nutze Geräusche, um deinen Hund zu lenken. Ein Klicker oder spezielle Geräusche können dem Hund helfen, sich in seiner Umgebung besser zurechtzufinden.
  • Training und Beschäftigung: Blinde Hunde können sehr gut mit Nasenarbeit und einfachen Schnüffelspielen beschäftigt werden, die ihre anderen Sinne fördern.

Taube und blinde Hunde haben besondere Bedürfnisse

Taube und blinde Hunde gehören für mich zu den Hunden mit besonderen Bedürfnissen. Ihre eingeschränkten Sinne stellen sie vor Herausforderungen, die ihre Wahrnehmung der Welt und ihre Fähigkeit zur Interaktion beeinflussen. Diese Hunde sind jedoch keineswegs weniger intelligent oder weniger fähig – sie benötigen einfach eine angepasste Herangehensweise an das Leben und das Training.

Da taube und blinde Hunde nicht auf die klassischen Reize angewiesen sind, mit denen andere Hunde ihre Welt erfahren, ist es umso wichtiger, achtsam und geduldig mit ihnen umzugehen. Sie verstehen ihre Umwelt auf andere Weise, was bedeutet, dass sie weniger „reaktionsschnell“ auf herkömmliche Trainingsmethoden reagieren und dass ihr Verhalten möglicherweise nicht sofort der erwarteten Reaktion entspricht. Dies ist kein Zeichen von Ungehorsam, sondern lediglich eine andere Art der Wahrnehmung.

Warum klassisches Training nicht immer funktioniert

Das traditionelle Hundetraining basiert oft auf der Annahme, dass der Hund durch akustische Signale und die Reaktion auf Belohnungen oder Strafen lernt. Taube und blinde Hunde können jedoch auf diese Weise nicht in vollem Maße lernen, da sie die gewohnten Reize nicht wahrnehmen. Das bedeutet, dass klassische Trainingsmethoden, wie das Rufen des Hundes, das Geräusch eines Clickers oder die Verwendung von Handzeichen, nicht immer ausreichen.

Für diese Hunde braucht es eine Trainingsstrategie, die speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Das bedeutet, dass du deine Kommunikation auf visuelle oder taktile Signale umstellen musst, während du gleichzeitig auf ihre anderen Sinne wie Geruch und Gehör setzt. Mit der richtigen Anpassung können auch taube und blinde Hunde sehr gut lernen, sich zu orientieren und neue Verhaltensweisen zu entwickeln – jedoch in einem viel individuelleren, achtsameren Tempo und mit viel Geduld.

Eine andere Wahrnehmung der Welt

Das Leben mit einem tauben oder blinden Hund kann herausfordernd sein, ist aber auch unglaublich bereichernd. Diese Hunde bieten uns eine andere Perspektive auf die Welt und können mit ihrer Hingabe und ihrer Anpassungsfähigkeit überraschen. Mit der richtigen Unterstützung und einem liebevollen Umgang können auch taube und blinde Hunde ein glückliches und erfülltes Leben führen. Sie erinnern uns daran, dass die wahre Verbindung zu einem Hund nicht durch Sinne, sondern durch Liebe und Vertrauen entsteht.

Der Schlüssel zum Erfolg im Umgang mit tauben und blinden Hunden ist Geduld, Empathie und ein achtsamer Umgang, der ihre besonderen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Indem du ihnen mit Verständnis begegnest und ihre individuellen Wahrnehmungen anerkennst, kannst du eine tiefe und erfüllende Bindung zu deinem Hund aufbauen.

Daniela Loibl mit Happy

Daniela Loibl MBA MSc

Hundeverhaltensberaterin & verhaltensmedizinische Tierpsychologin. Und Mama von Happy, einem ehem. Kettenhund aus dem Tierschutz mit komplexer PTBS und Deprivationssyndrom. Mein größter Lehrmeister und Entschleuniger.

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