Tauber Hund? Na und!
Verstehen, trainieren & glücklich leben
Wer mir schon länger folgt, weiß, dass sich ein Großteil meiner Arbeit rund um Tierschutzhunde mit unschöner Vergangenheit dreht. Um Hunde, die schwer mit ihrer Vergangenheit kämpfen oder traumatisiert sind. Auch ich selbst habe einen traumatisierten Hund adoptiert (was ich zum Zeitpunkt der Adoption noch nicht wusste). Happy ist psychisch sehr gefordert, schnell überfordert und benötigt deshalb noch mehr Verständnis, Geduld und Trainingswissen. Er hat also besondere Bedürfnisse, die über das normale Maß hinausgehen.
Zu Hunden mit besonderen Bedürfnissen zählen natürlich auch Hunde, die in ihrer Bewegung oder Wahrnehmung eingeschränkt sind. Denn auch sie benötigen ein “Mehr” an Verständnis, Geduld, Empathie und modernem Trainingswissen. So wie Bindy, eine 9 Monate alte Französische Bulldogge, die von Geburt an taub ist. Sie lebt bei meiner Freundin Simone, Yoga- und Gesundheitscoach und Ersthundehalterin.
Für Simone ist kurzfristig eine Welt zusammengebrochen, als sie die Diagnose erhalten hat. Für sie stand aber nach dem ersten Schock fest: “Bindy bleibt! Und ich werde alles dafür tun, damit sie sich wie ein hörender Hund entwickeln kann.”
Taubheit beim Hund
Taubheit bedeutet, dass der Hörsinn deines Hundes ganz oder teilweise ausfällt – nicht, dass er „weniger Hund“ ist. Sie kann angeboren sein (häufiger bei Farbschlägen/Rassen mit Pigmentbesonderheiten, z.B. Merle-Faktor, starker Weißanteil, Dalmatiner), im Laufe des Lebens entstehen (z.B. wiederkehrende Ohreenentzündungen, Lärmtrauma) oder altersbedingt auftreten.
Angeborene Taubheit wird oft schon im Welpenalter getestet – sie kann ein- oder beidseitig sein und bleibt dauerhaft.
Altersbedingter Hörverlust entwickelt sich schleichend: Zuerst gehen hohe Töne „verloren“, die Türglocke wird verpennt und viele Hunde orientieren sich stärker visuell oder haben plötzlich Probleme mit dem Alleine bleiben. All das konnte ich bei meinem Hund Happy im letzten halben Jahr beobachten, mittlerweile hört er fast gar nichts mehr.
Aber wie sieht der Alltag mit einem tauben Hund wirklich aus? Vor allem mit einem jungen Hund, der noch sein ganzes Hundeleben vor sich hat? Welche Mythen gibt es, und was sind die echten Herausforderungen? Ich habe mit Simone gesprochen, die ihre taube Hündin Bindy seit dem Welpenalter begleitet.
Leben mit einem tauben Hund
Ich habe Bindy kennengelernt, da war sie gerade 19 Wochen alt. Auf den ersten Blick ein ganz normaler Junghund: Wild, ungestüm und schwer zur Ruhe zu bekommen. Im Garten hat sie mit meinem Hund Happy getobt wie eine Große, keine Anzeichen von Angst vor dem großen Schwarzen. Im Gegenteil, sie hat ihn ziemlich bedrängt – und er hat es geduldet.
Die Herausforderung begann allerdings, als wir Bindy beibringen wollten, die Kontaktaufnahme mit Happy ruhiger anzugehen. Ein einfaches “langsam” oder eine verbales Lob wie “gut” ist mir zwar des Öfteren über die Lippen gekommen, in dem Moment, wo ich es ausgesprochen habe, ist mir aber wieder eingefallen: „Bindy hört mich ja nicht!“
Und auch Happy hatte sie nicht gehört. Der hatte nämlich – wenn sie ihm gar zu wild in den Lefzen hing – leise gegrummelt. Ein hörender Hund würde hier hoffentlich die Warnung erkennen und von seinem Vorhaben ablassen. So aber nicht Bindy, die hat fröhlich weitergemacht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie sich anders verhalten hätte, wenn sie ihn gehört hätte – die Kleine ist eine unglaubliche “Düsen” und unerschrocken – Hummeln im Hintern und keine 10 Sekunden an einem Ort. Man hat fast das Gefühl, als müsse sie mit ihren verbleibenden 4 Sinnen 150% geben, um den fehlenden Hörsinn zu kompensieren.
Hundesprache & Ausdrucksverhalten: Die Hausaufgabe für alle Hundemenschen
Deshalb zuerst die wichtigste Aufgabe für Simone: Hundesprache lernen, Ausdrucksverhalten interpretieren und unterstützen, wenn es für Bindy zu viel wird oder Bindy einen anderen Hund zu sehr bedrängt. Denn auch das ist unsere Aufgabe als Hundehalter – in einer Kontaktaufnahme oder einem Spiel beide Seiten zu beobachten und rechtzeitig zu agieren, bevor das Verhalten kippt und sich einer der beiden Hunde nicht mehr wohl fühlt.
Also haben wir Simones Auge geschult, um zu erkennen, wie gutes Spiel aussieht, was eine für beide Hunde akzeptable Kontaktaufnahme ist und ab welchem Punkt sie helfen sollte und beide Hunde freundlich trennen. Denn nicht jeder Hund wäre angesichts Bindys Energie so lange so freundlich wie Happy. Der alte Herr hat es ja nicht so mit fremden Hunden, aber hat er einmal einen Vierbeiner ins Herz geschlossen, lässt er fast alles mit sich machen.
Und auch hier bin ich als Bezugsperson gefragt, ihn zu unterstützen und den Punkt zu erkennen, wo es zu viel wird. Denn er hatte jahrelang niemanden an seiner Seite und die Erfahrung machen müssen, dass ihm keiner hilft. Wir möchten ja als Sicherheitsperson unserer Hunde fungieren und sie in keine Situationen bringen, die sie (noch) nicht schaffen. Außerdem soll Happy weiterhin positive Erlebnisse mit anderen Hunden sammeln.
„Eine Welt bricht zusammen“ – Die Diagnose & der Schock
Simone, wie war das Gefühl, als du die Diagnose erhalten hast, dass Bindy taub ist?
Ich habe erstmal geheult, weil eine Welt für mich zusammengebrochen ist. Der arme Hund! Ich habe echt überlegt: Kann ich das? Schaffe ich das? Tue ich mir das an?
Ich war ja insgesamt mit einem Welpen schon teilweise überfordert, lauter neue Situationen, ein völlig anderer Tagesablauf und dann auch noch das Handicap dazu, die besonderen Bedürfnisse.
Ich habe hin und her überlegt, aber auch gleichzeitig gedacht: “Was passiert denn mit dem Hund, wenn ich ihn nicht behalte? Wenn Bindy zurückgeht zum Züchter und der kriegt sie nicht vermittelt, dann landet sie im am Ende noch im Tierheim oder noch schlimmer, sie wird vielleicht eingeschläfert.“
Und außerdem ist sie doch so süß und sie hat bis zur Diagnose schon 2 Wochen in meinem Bett geschlafen, da kann ich sie doch nicht so einfach wieder zurückgeben. Also: Challenge accepted!
Was hat sich seither in deinem Leben verändert?
Einfach alles. Aber nicht nur wegen der Taubheit alleine, sondern wegen dem Einzug eines Welpen an sich. Ich alleine und ein Welpe. Also nicht irgendein Welpe, sondern “Crazy Bindy”.
Aber da ich sowieso alles neu lernen musste, die ganze Hundeerziehung und das Zusammenleben mit Hund, ist es eigentlich auch egal, dass sie taub ist, weil für mich eh alles neu ist. Ich lerne es eben anders als mit einem hörenden Hund und brauche vielleicht etwas länger Zeit dafür und mehr Geduld, aber grundsätzlich hat sich das Leben eigentlich mehr durch den Hund verändert und nicht durch die Taubheit.
Wie hast du eigentlich bemerkt, dass du einen tauben Hund nach Hause geholt hast?
Ich wollte mit ihr anfangen, ihren Namen zu trainieren. Sie hat aber nicht gehört. Ich habe mich dann gefragt, ob das eine besonders eigensinnige Bulldogge ist oder ob etwas nicht stimmt.
Als dann aber Staubsauger, Mixer und Futtertüte ins Spiel kamen und Bindy immer noch nicht reagiert hat, dachte ich mir, da ist etwas faul.
Ich habe dann mit dem Züchter gesprochen und wir haben uns geeinigt, dass er den Audiometrietest bezahlt, mit dem man eine Taubheit feststellen kann. Dabei wird der Hund in Narkose gelegt, um die Gehirnströme messen zu können.
Und danach hatte ich es schwarz auf weiß: 4 flache Linien. Also von Geburt an komplett taub. Ein Schock!
Der behandelnde Tierarzt war leider auch keine Unterstützung. Er hat mir direkt danach ein schlechtes Gefühl gegeben, es wäre alles so schwierig mit einem tauben Hund und ich als Ersthundehalter … ohne einen zweiten Hund, an dem sie sich orientieren könnte und er würde abraten und bla bla bla … also negative vibes all over the place.
Ist ein tauber Hund "arm"?
Hartnäckig hält sich ja die Theorie, dass ein tauber Hund „arm“ ist. Weil er nix hört. Weil er die Welt nicht wahrnimmt. Oder ist in Wahrheit eigentlich die Bezugsperson arm, weil das Leben mit einem tauben Hund doch anstrengender ist als gedacht?
Simone, hast du das Gefühl, dass Bindy arm ist oder ihr etwas fehlt, weil sie nichts hören kann?
Nein, auf keinen Fall! Sie kennt es nicht anders, ist mega freundlich, aufgeweckt, aufgeschlossen, neugierig und lustig. Sie ist nur deswegen irgendwie arm, weil wir als Mensch es so empfinden und ihr das Label geben. Sie für sich ist nicht arm.
Ein tauber Hund hat auch Vorteile, an Silvester zum Beispiel. Oder wenn ich im Auto mal laut Musik hören möchte. Und wenn sie schläft, dann schläft sie. Sie erschrickt nicht, wenn z.B. der Postbote klingelt. Das ist angenehm für mich und auf solche Dinge darf ich meine Aufmerksamkeit legen.
Training & Alltag mit einem tauben Hund
Simones Alltag mit Bindy zeigt: Die Lerntheorie bleibt dieselbe, nur die Werkzeuge ändern sich. Statt verbaler Signale und Lob-Worte treten visuelle Signale in den Vordergrund. Ein Beispiel aus dem Training mit Bindy.
Das visuelle Markersignal: "Daumen hoch" statt Clicker
Was ich schade finde, ist, dass ich sie nicht stimmlich loben kann, wenn sie etwas gut macht – z. B. wenn sie Hundekacke liegen lässt oder andere Menschen und Hunde ruhig ansieht“, sagt Simone.
Über den Tellerrand gedacht, ersetzen wir das stimmliche Lob einfach durch ein visuelles: Ein Markersignal sagt dem Hund, dass Verhalten X genau jetzt richtig war und eine Belohnung folgt.
Normalerweise ist ein Markersignal ein kurzes Wort (z.B. yep, click, top) oder auch ein Clicker – bei tauben Hunden klappt das ja nicht. Für Bindy wurde es deshalb ein klares Sichtzeichen: der Daumen nach oben.
„Das hast du jetzt richtig gut gemacht“ – und gleich im Anschluss gibt’s die Belohnung. Für jede ruhige Annäherung an Happy, für jeden Blick zum Menschen, für jedes entspannte Liegen kam der Daumen hoch – und eine Handvoll Kekse hinterher. Bindy hat das schnell verstanden und war hochmotiviert dabei. G’scheite Maus!
Die größten Herausforderungen: Freilauf & Aufmerksamkeit
Und draußen? Genau dort zeigt sich, wie wichtig Management und gut aufgebaute Sichtzeichen sind. Denn ein Spaziergang kann für einen tauben Hund sehr schnell stressig werden, da er sich annähernde Objekte (Menschen, Hunde oder auch Fahrzeuge) nicht hört und daher sehr oft überrascht wird. Ein Überraschungsmoment ist ein Erschrecken, mehr oder weniger intensiv. Und dieses Erschrecken löst kurzfristig eine Stressreaktion aus. Diese sollte man als Halter erkennen und richtig reagieren, damit später nicht jede schnelle Bewegung mit Panik verknüpft wird.
Was den Rückruf betrifft, musst du etwas kreativ werden, oder Simone?
Ja, das stimmt. Momentan habe ich sie unterwegs noch dauerhaft an einer langen Schleppleine, ich traue mich noch nicht, sie loszulassen. Ein “normales” Rückruf-Training fällt für uns ja aus und außerdem ist sie noch ein Junghund mit entsprechend Konfetti im Kopf.
Rückruf ist bei mir also erstmal kein Thema, weil ich immer darauf angewiesen bin, dass sie mich ansieht. Deshalb liegt hierauf aktuell der Fokus – ich verstärke, sobald ich draußen ihre Aufmerksamkeit habe. Was häufig nicht der Fall ist, wenn viele liebe Menschen unterwegs sind und andere Hunde und viele Gerüche … das ist alles spannender als ich. Das sind die größten Herausforderungen aktuell.
Eine weitere Herausforderung ist, passende Handzeichen für bestimmte Signale zu finden, an die ich mich gut erinnern kann und die mir leicht “von der Hand gehen”, im wahrsten Sinne des Wortes. Sitz & Platz ist ja noch einfach, aber für “Geh mal pinkeln” oder “Geh schnüffeln” muss ich noch kreativer werden, aber es macht durchaus Spass.
Mythen im Netz: Warum "Verstecken" & Co. gefährlich sind
Sobald ich wusste, dass Bindy taub ist, begann ich wie eine Wilde zu recherchieren, was bedeutet die Taubheit für den Hund und für mich, worauf muss ich achten? Ich stellte schnell fest, dass es sehr unterschiedliche Informationen im Netz gab, wenige konkrete Infos, davon aber viele schlechte.
Denn auch im Umgang mit tauben Hunden wird oft noch mit alten Theorien um sich geworfen, die dem Hund mehr schaden als helfen. So liest man, dass man sich möglichst oft im Wald verstecken soll, damit der Hund lernt, dass er zum Halter schauen soll. Jetzt weiß ich ja schon, dass das nicht zielführend ist, sondern den Hund in Angst und Panik versetzt.
Ich bin ja mittlerweile tief ins positive Hundetraining eingetaucht. Aber damals waren das die ersten Sätze, die ich gelesen habe bei der Suche nach “Wie gehe ich mit einem tauben Hund um?” Ein positiv aufgebautes Vibrationshalsband wird auch oft genannt, hier habe ich mich vorerst noch dagegen entschieden, weil ich nicht von einem elektronischen Ding abhängig sein will – was, wenn die Batterien ausgehen? Wenn es verloren geht …?
Ein Plädoyer für Gewaltlosigkeit - im Yoga & Hundetraining
Was Simones Geschichte so besonders macht, ist die Parallele zu ihrer Arbeit als Yoga-Coach. Ihr Ansatz ist geprägt von „Ahimsa“ – der Gewaltlosigkeit.
Simone, du sagst ja, Yoga und Hundetraining haben etwas gemeinsam?
Auf jeden Fall. Im Yoga ist das Ziel, frei zu sein von Leid und die Verbindung mit dem höchsten Selbst herzustellen, inneren Frieden zu erlangen, Samadhi. Freiheit von Leid fängt ja schon auf dem Weg dorthin an, deswegen ist in der Yoga-Philosophie einer der Schritte Ahimsa – Gewaltlosigkeit. Und wie gut passt das bitte zur positiven, gewaltfreien Hundeerziehung?
Im yogischen Lebensstil übe ich jeden Tag gut mit mir und mit meiner Umwelt umzugehen. Und das gilt gleichermaßen für die Erziehung von Kindern und natürlich Hunden. Da werden sich Gedanken gemacht über antiautoritäre Erziehung und Bedürfnisorientierung und so weiter … Warum soll das für ein Tier weniger gelten als für den Menschen?
Außerdem ist mein Zen-Dog Bindy gleichzeitig mein größter Lehrer. Zen-Dog nicht, weil sie so ruhig, gechillt und ausgeglichen ist (haha) – sondern weil sie mich dazu herausfordert, mich in heiterer Gelassenheit zu üben. Dinge so anzunehmen und zu akzeptieren, wie sie sind. Und somit im Hier und Jetzt zufrieden zu sein mit dem, wo man gerade steht.
Simone, was möchtest du anderen Bezugspersonen von tauben Hunden mitgeben?
Ich finde es spitzenmäßig, dass sie sich entweder aktiv für einen tauben Hund entschieden haben oder es nicht wussten, so wie ich, und ihn trotzdem behalten. Denn es kommt auf die Persönlichkeit des Tieres an. Und nur, weil der Hund nichts hört, ist er nicht weniger wert(voll). Im Gegenteil, man wird selber wieder mal anders gefordert und herausgefordert und man lernt so viel dazu.
Ich finde es einfach toll mit Bindy zusammenzuleben (99% der Zeit ;)) und das werden auch andere Hundemenschen über ihre tauben Hunde sagen. Und ich möchte allen Hundehaltern mitgeben, dass sie bitte, bitte positiv mit ihren Hunden arbeiten und erst recht mit jenen mit besonderen Bedürfnissen.
Gewaltfreier Umgang mit Mensch & Hund
Wie du siehst, ist das positive Training mit einem tauben Hund nicht sehr viel anders als mit einem hörenden Hund. Es bleiben die gleichen Herausforderungen (“Wann klappt das endlich mit dem Rückruf?” – haha). Man muß nur in der Signalgebung etwas umdenken und kreativ werden, aber das ist sicher nicht die größte Hürde.
Für alle Hunde gelten die gleichen Lerngesetze. Egal, ob hörender oder tauber Hund. Richtig angewandt, funktionieren sie bei jedem Säugetier, es gibt daher keine Ausrede, dass Hunde mit besonderen Bedürfnissen “anders” erzogen werden müssen, eine harte Hand brauchen oder strafbasiert trainiert werden müssen.
Im Gegenteil: Wenn du die Bedürfnisse des einzelnen Individuums erkennst, weißt du, an welchen Schrauben du drehen kannst. Aber bitte habe Geduld, denn jeder Hund hat sein eigenes Lerntempo. Und es kommt natürlich auch auf deine Trainingsfähigkeiten als Bezugsperson an. Erkennst du die Bedürfnisse nicht, hast du ein schlechtes Timing oder verlangst von deinem Hund Signale, die er (noch) nicht ausführen kann, lernt ihr aneinander vorbei. Also: Teamwork makes the dream work.
Und wenn du unsicher bist oder im Training anstehst, hol dir kompetente Unterstützung – aber bitte bei einem gewaltfrei arbeitenden Trainer mit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung. Es gibt einfach viel zu viele selbsternannte Hundeflüsterer da draußen, die deinem Hund mehr schaden als unterstützen.
P.S. Bindy hat jetzt übrigens einen Job bekommen. Sie ist Simone’s Co-Yogini und sorgt bei Live- und Online-Yogastunden von Simone für Entspannung (… oder eher Recht und Ordnung?). Wenn du selbst einen tauben Hund hast und an Erfahrungsaustausch mit Simone interessiert bist, schreib ihr gerne eine Nachricht, sie würde sich freuen. Und wenn du Online Yoga ausprobieren willst und Bindy kennenlernen, kann ich Simone auch wärmstens empfehlen.
Häufige Fragen zu Tauben Hunden
Wie merke ich, dass mein Hund taub ist?
Wenn dein Hund nicht mehr auf Geräusche, Rufe oder Alltagsgeräusche wie Staubsauger oder Futtertüte reagiert, kann das auf eine Hörminderung hinweisen. Taubheit kann angeboren, altersbedingt oder durch Krankheit entstehen – sie macht deinen Hund aber nicht weniger lebensfroh oder lernfähig. Ein Audiometrietest beim Tierarzt liefert Gewissheit.
Ist ein tauber Hund „arm“?
Nein. Ein tauber Hund ist kein „armer Hund“. Er nimmt die Welt einfach anders wahr – über Gerüche, Berührung und Körpersprache. Das „Armsein“ ist oft nur unsere menschliche Projektion. Viele taube Hunde leben ausgeglichen, sicher und glücklich – wenn der Mensch lernt, ihre Wahrnehmung zu verstehen und ihre Umwelt anzupassen.
Kann man einen tauben Hund trainieren?
Ja, absolut. Die Lerngesetze gelten für alle Hunde – egal, ob hörend oder taub. Ein tauber Hund lernt über sichtbare Signale, einladende Körpersprache und visuelle Markersignale statt über Sprache oder Ton.
Wie belohne oder lobe ich einen tauben Hund?
Statt eines verbalen Lobs oder Clickers nutze ein visuelles Markersignal, z. B. den „Daumen hoch“. Damit gibst du deinem Hund das Feedback: „Das war richtig!“ – und anschließend folgt die Belohnung. So entsteht dieselbe Verknüpfung wie beim Clickertraining, nur eben visuell.
Wie funktioniert der Rückruf bei einem tauben Hund?
Ein Rückrufsignal muss sichtbar sein – etwa ein deutliches Handzeichen oder ein Lichtsignal. Manche Halter nutzen auch Vibrationshalsbänder (positiv konditioniert, nicht als Strafe!!). Wichtig ist: Der Hund soll das Signal positiv mit dir verknüpfen, nicht mit Erschrecken oder Druck.
Was sind die größten Herausforderungen mit einem tauben Hund?
Taube Hunde erschrecken leichter, weil sie Annäherungen nicht hören. Das bedeutet: Management ist wichtig – sichere Freiläufe, Sichtkontakt, vorausschauendes Handeln. Auch für dich als Halter heißt das, Körpersprache zu lesen und Situationen früh zu erkennen. So entsteht Sicherheit für beide Seiten – die Basis für Vertrauen.
Braucht ein tauber Hund einen zweiten Hund als Orientierung?
Nicht zwingend. Ein sicherer, souveräner Zweithund kann hilfreich sein, ist aber kein Muss. Entscheidend ist, dass du als Bezugsperson Sicherheit gibst. Dein Hund lernt von dir, auch ohne „Übersetzer“ an seiner Seite.

Daniela Loibl - Hundeverhaltensberaterin
Ich begleite Hunde, die mit den Anforderungen des neuen Lebens überfordert sind - und Menschen, die verstehen wollen, warum. Mein Hund Happy, ein ehemaliger Kettenhund mit komplexer PTBS, hat mir gezeigt, was fundiertes Wissen, Geduld und ein tieferes Verständnis für Verhalten bewirken können, wenn Training allein nicht reicht. Mein Ansatz basiert auf verhaltensbiologischen und neuropsychologischen Erkenntnissen - modern, bindungsorientiert und 100 % gewaltfrei.
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