Gewalt im Hundetraining

Ich bin der Rudelführer! #not

Gewalt im Hundetraining sollte empathischen und tierlieben Menschen eigentlich völlig absurd vorkommen. Doch leider ist es nach wie vor üblich. Und zwar nicht nur in Einzelfällen! Die weit verbreitete und leider so falsche Dominanztheorie und das Märchen vom Rudelführer.

Gewalt im Hundetraining bedeutet jedes Vorgehen, das über Angst, Druck, Schmerz oder Einschüchterung Verhalten unterdrückt – körperlich und psychisch (z.B. Leinenruck, Wurfkette, „Raumverwaltung“, Flooding, Ignorieren/Isolation usw.).

Überblick

Der Rudelführer & Alpha-Mythos

Bevor wir über „Methoden“ reden, klären wir den hartnäckigsten Irrtum – den Rudelführer-Mythos.

Die immer wiederkehrenden Aussagen über Dominanzverhalten, Alphawölfe, Rudelführer und Rangordnungen sind einfach Mist. Ja, Mist. Und leider die Grundlage dafür, dass unglaublich grob und teils gewalttätig mit unseren Hunden umgegangen wird.

Hierzu zählen zum Beispiel der “Schnauzengriff” oder der “Alphawurf”, wo der Hund sehr unsanft auf den Boden gedrückt wird – beides dient ausschließlich dazu, die Macht über den Hund zu bekommen und ihn gefügig zu machen. Denn dieser Mensch ist der Meinung, dass er den Hund zu seinem Untergebenen machen muss. Ich hoffe, du empfindest diese Zeilen als genau solchen Quatsch wie er ist. Hunde haben nicht den Wunsch, in der Rangordnung aufzusteigen, weil es schlicht und einfach zwischen Mensch und Hund keine Rangordnung gibt. Fakt!

War es früher üblich, aus dem Hund einen Kommando-Empfänger zu machen, ihn zu unterdrücken (psychisch oder physisch), ihm unsanft Grenzen aufzuzeigen und völlig außer Acht zu lassen, wie der Hund sich bei unseren Maßnahmen fühlt, behandelt die heutige Hundewissenschaft Hunde als gleichwertige Lebewesen mit Gefühlen und Emotionen, die jenen der Menschen 1:1 gleichen.

Doch leider gibt es viel zu wenige Menschen, die sich mit den aktuellen Forschungsergebnissen beschäftigen und umlernen wollen. Und zwar unter Trainern gleichermaßen wie unter Hundehaltern. Das ist auch der Grund, warum sich die völlig veraltete und falsche Rudelführer- und Dominanztheorie so hartnäckig hält und nicht aus den Köpfen zu bekommen ist.

Und wenn du dir jetzt denkst, dass das, was ich beschreibe, eine Ausnahme ist, dann lass dir sagen, dass es die Regel ist – im Alltag wie auch im Training. Leider! Deswegen sind Artikel wie dieser auch 2025 noch – oder wieder – mehr als aktuell.

"Aber der ist dominant!" – 13 Mythen, die du sofort streichen musst

Wenn du mit dem Begriff “Rudelführer” oder der “Dominanztheorie” nicht viel anfangen kannst, lass mich ein paar Beispiele nennen, die eben auf dieser besagten, falschen Theorie beruhen und von denen du sicher schon das eine oder andere gehört hast – und sie am besten sofort aus deinem Gedächtnis streichst:

  1. Dem musst du mal Grenzen setzen, der akzeptiert dich ja gar nicht.
  2. Der ist aber dominant.
  3. Der will der Chef sein.
  4. Läuft dir der Hund auf Schritt und Tritt hinterher, will er dich kontrollieren.
  5. Du gehst immer zuerst durch die Türe, denn du bist der Rudelführer.
  6. Der Hund muss sich jederzeit Futter wegnehmen lassen.
  7. Der Hund darf nicht auf die Couch, ein erhöhter Platz steht nur dem Rudelführer zu. Sonst übernimmt der Hund die Kontrolle über dich.
  8. Mit dem Hund wird nur dann gespielt, wenn der Rudelführer das sagt. Zeigt der Hund eine Spielaufforderung, wird diese ignoriert, sonst bekommt der Hund die Macht über dich.
  9. Reagiert der Hund nicht auf deinen Rückruf, wirst du als Chef nicht akzeptiert.
  10. Zieht der Hund an der Leine, will er dir zeigen, wo’s langgeht.
  11. Der Alphawolf (also du) muss sich seinen Platz als Rudelführer immer wieder neu behaupten.
  12. Der hat nicht zu knurren – weder zu Mensch noch Tier.
  13. Hunde lernen über Raumverwaltung.

 

Ich könnte noch zig Punkte anführen, die alle in die gleiche Richtung gehen: Es ist ein kalter, emotionsloser und harter Umgang mit unseren Hunden – einem fühlenden Lebewesen, das zu 100% von uns Menschen abhängig ist. Und leider die Grundlage und Rechtfertigung für Bestrafungen, Unterdrückungen und Gewaltanwendungen unseren Hunden gegenüber.

Im gewaltfreien und bedürfnisorientierten Alltag mit Hund legen wir Wert auf eine freundschaftliche und vor allem faire und sichere Mensch-Hund-Beziehung. Und diese gelingt nur, wenn wir uns aufeinander einlassen. Jeder – Mensch wie Hund – hat Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse. Und da wir allesamt Säugetiere sind, fühlen wir genau gleich.

Niemand will hier der Chef sein, schon gar nicht der Hund, warum sollte er? Und wenn wir schon von der Chef-Rolle sprechen, überlege dir doch mal, was dein Hund in eurem gemeinsamen Alltag alleine entscheiden darf. Wir entscheiden, wann, wohin und wie lange wir Gassi gehen, wie lange die Leine ist, ob überhaupt eine dran ist, wann es etwas zu fressen gibt, ob Hundekontakt erlaubt ist oder nicht und und und. Na, klingelt’s? Also wenn wir hier von Dominanz sprechen wollen, dann ist es wohl der Mensch, der sich dominant dem Hund gegenüber verhält.

Woher kommt eigentlich dieser hartnäckige Glaube an Rudelführer und Dominanz? Schauen wir uns die Geschichte an …

Hund liegt auf der Couch

Die (widerlegte) Wahrheit über die Dominanztheorie

Es war im Jahre 1970 als David Mech, ein amerikanischer Verhaltensforscher, seine Beobachtungen zu Wölfen in Gefangenschaft veröffentlichte. Es ging um Hierarchien und Rangordnung in diesen Gefangenschaften, wo Wölfe auf engstem Raum zusammenlebten und keine Rückzugsmöglichkeiten hatten. Aus seinen Beobachtungen (in Gefangenschaft!) wurde damals die Rudeltheorie aufgestellt.

Es war wieder besagter David Mech, der in den 1990 Jahren – also über 20 Jahre später – festgestellt hat, dass seine eigene Theorie nicht haltbar ist. Denn er beobachtete frei lebende Wölfe und kam zum Schluss, dass diese in einem fürsorglichen Familienverband lebten, in dem sich jeder um den anderen kümmerte. Ebenso hat er festgestellt, dass ein Rudel aus verwandten Artgenossen besteht. Und hat so mit der neuen Forschung seine eigene Erkenntnis aus 1970 widerlegt.

Der Mythos “Alpha“ stammt also aus Gefangenschafts-Beobachtungen und wurde durch Feldforschung korrigiert (Mech 1999). Hier kannst die übersetzte Version nachlesen. Doch heute, über 30 Jahre nach Veröffentlichung der korrigierten Theorie, wird immer noch fleißig mit der alten Theorie von 1970 um sich geworfen.

Was David Mech selbst korrigierte, fand leider nie den Weg in die Öffentlichkeit. Man möchte die falsche Theorie glauben, denn sie ermöglicht und rechtfertigt ein Machtverhalten dem Hund gegenüber – in einer Welt, wo wir alle immer weniger zu sagen haben, kommt es doch sehr gelegen, wenn man zumindest dem Hund zeigen kann, wo der Hammer hängt.

Auch der Begriff des Rudels wird häufig falsch verwendet: Ein Rudel besteht ausschließlich aus verwandten Artgenossen. Im Zusammenleben mit unseren Hunden – wenn diese nicht miteinander verwandt sind – sprechen wir also besser von Hundegruppen.

Eva Windisch, eine Hundeverhaltenstherapeutin, bringt das gut auf den Punkt: „Hund und Mensch bilden kein Rudel, Pferd und Mensch bilden keine Herde, Wellensittich und Mensch bilden keinen Schwarm. Also kein Alpha, kein Rudelführer, kein Chef und somit keine Rangordnung und keine Hierarchien.“

Und auch im National Geographic gibt es dazu eine klare Stellungnahme: Alphatheorie widerlegt – Hunde brauchen keinen menschlichen Rudelführer

Was ist Gewalt im Hundetraining?

Mehr als Schlagen und Treten

Was umfasst eigentlich der Begriff “Gewalt”? Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Menschen unter Gewalt gegenüber dem Hund lediglich körperliche Gewalt verstehen, im Sinne von Schlagen oder Treten. Doch Gewalt im Umgang mit einem Lebewesen kann auch psychisch ausgeübt werden – und das ist im Hundetraining viel öfter der Fall. Gerade dann, wenn die Ausbildung oder Erziehung auf Strafen basiert und nicht auf Belohnung.

Fachlich korrekt müsste man von „positiver Strafe“ sprechen: Dem Hund droht eine unangenehme Konsequenz, wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt. Man möchte damit verhindern, dass das unerwünschte Verhalten weiter auftritt. Was lerntheoretisch auch funktioniert – nur eine gravierende Nebenwirkung hat: Es macht deinen Hund psychisch kaputt.

Gewalt im Hundetraining kann verschiedene Formen annehmen:

  • Körperliche (physische) Bestrafung: Dies beinhaltet das Anwenden von körperlicher Kraft, um den Hund zu bestrafen, wie Schläge, Leinenruck, Kneifen (v.a. in Ohren, Flanke) oder andere schmerzhafte Maßnahmen.

  • Verbale Gewalt: Dazu gehören laute Schreie, Drohungen, Zischlaute oder andere aggressive verbale Ausdrücke, die den Hund einschüchtern oder ängstigen sollen.

  • Erschrecken durch Werfen von Gegenständen: Wurfkette, Rappeldose, Wasserflasche, Schlüsselbund, Taschentuchpackung etc.

  • Bedrohliche Körpersprache: Bedrängen, Weg verstellen, Sidekick, Blocken, Fixieren, Groß machen, Raum verwalten – um den Hund zu bedrohen und ihm Grenzen aufzuzeigen. Verkauft wird das dann unter “körpersprachliches Führen”, “Training ohne Leckerli” oder “Raumverwaltung”. Schöne neue Worte, doch drinnen ist weiterhin der alte Mist.

  • Angst, Druck und Schmerzen durch Einsatz verbotener Hilfsmittel: Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder, Elektroschocker, Sprühhalsbänder, dünne Bänder knapp hinter dem Ohr verlaufend, Kette oder Halsbänder ohne Zugstopp, Erziehungsgeschirr, Bauchleine – die Liste ist lang und grausam.

  • Emotionale (physische) Gewalt: Ignorieren, Entzug von Sozialkontakt, limitierter Zugang zu Wasser/Futter (Hund muss sich das erst “verdienen”), Isolation, Flooding

 

Die Frage, ob es sich um tierschutzwidrige, gewaltsame oder “nur” um ethisch und moralisch verwerfliche Methoden handelt, beantwortet jeder für sich wohl anders. Ich persönlich habe jedoch Null Toleranz bei gewaltsamen und strafbasierten Methoden. Das liegt zum einen an meinen Werten, wie ich mit Lebewesen umgehen möchte. Zum anderen daran, dass ich durch meinen Hund Happy, einen ehemaligen Kettenhund aus dem Tierschutz, täglich mit den Konsequenzen von gewaltsamem Umgang und Isolation konfrontiert werde. Die Probleme, die der arme Kerl mit in mein Zuhause gebracht hat, sind vielfältig und einige davon wohl irreparabel.

Das Androhen von Gewalt mit einem Hilfsmittel – z.B. einem Schlagstock, wie er auch im Schutzhundetraining verwendet wird – verursacht beim Hund Stress und mitunter auch Angst. Die mit dem erhobenen Schlagstock eingenommene bedrohliche Körpersprache und der enorme Druck, der damit auf den Hund ausgeübt werden, reichen dafür bereits aus – auch ohne den Hund tatsächlich zu schlagen.

Aber auch das Schlagen mit einem Lineal, um den Hund davon abzuhalten, etwas mit den Pfoten auszugraben, zählt zu Gewalt. Egal, wie leicht oder fest du mit dem Lineal zuschlägst.

Einen Hund mit Geräuschangst auf dem Schießplatz seiner Angst auszusetzen und meinen, ihn damit zu therapieren, ist eine gewaltsame Trainingsmethode. Hunde Ängsten auszusetzen bis zum völligen emotionalen Zusammenbruch nennt sich in der Fachsprache “Flooding” (Reizüberflutung) und ist tierschutzrechtlich verboten.

Den Hund am Halsband rucken oder reißen, ist eine gewaltsame Trainingsmethode. Ein Halsband oder eine Retrieverleine ohne Zugstopp oder ein ganz dünnes Halsband zu verwenden, um den Hund damit zu würgen, ist nicht nur tierschutzrechtlich relevant, sondern fügt deinem Hund zudem im empfindlichen Halsbereich Schmerzen zu. Gleiches gilt für ein dünnes Band knapp hinter den Ohren verlaufend. Klingt grausam, ist aber im strafbasierten Training bei Problemen mit Artgenossen an der Tagesordnung.

Einen Hund mit Wasser zu bespritzen, ihm eine Flasche gefüllt mit Wasser oder Steinen oder eine Wurfkette hinterherwerfen, ist eine gewaltsame Trainingsmethode (auch, wenn es im TV genau so gezeigt wird!). Denn sie zielt darauf ab, den Hund derart einzuschüchtern, damit er das unerwünschte Verhalten einstellt. Es gibt auch Hunde, die sich bereits durch eine Taschentuchpackung einschüchtern lassen. Das oft daher gesagte “Ach, das tut dem doch nix!” kann man aus fachlicher Sicht so nicht stehen lassen. Natürlich tut dem das was, sonst würde man es ja nicht machen. Und einige Hunde haben bereits so eine Angst vor der Konsequenz, dass sie schon bei einer Taschentuchpackung aufgeben und Verhalten einstellen. Brutal, wenn man sich das mal überlegt, warum das funktioniert.

Den Hund dauerhaft in eine Hundebox zu sperren, ist tierschutzwidrig und psychische Gewalt. Diese “Trainingsmethode” wird oft bei Hunden eingesetzt, die nicht zur Ruhe kommen oder neuerdings auch bei Welpen. Ebenso kam mir schon zu Ohren, dass Hunde während der Abwesenheit der Bezugsperson stundenlang in ihrer kleinen, verschlossenen Hundebox ausharren mussten – dieser „Trainingstipp“ kam auch noch von einer Tierärztin. Nicht gemeint ist hier natürlich die Sicherung in der geschlossenen Box beim Autofahren.

Dem Hund Sozialkontakt zu verwehren, damit er über sein Verhalten “nachdenken” kann, existiert nur in menschlichen Gehirnen und ist emotionale Gewalt. Sozialkontakt zählt zu den Grundbedürfnissen von Lebewesen. Und der Mensch ist nun mal der wichtigste Sozialpartner für den Hund.

Länger andauerndes Ignorieren oder Isolation des Hundes aus “Trainingsgründen” (“Damit er merkt, dass er etwas falsch gemacht hat.”) ist wieder nur eine menschliche Denke und – je nach Hundetypus – emotionale Gewalt und asozial. Es gibt Hunde, die antworten darauf mit Frust und Stress, es gibt aber auch jene, die depressiv, ängstlich und aggressiv werden, weil sie nicht verstehen, warum der Sozialpartner “off” ist. Was soll der Hund denn dabei lernen, außer, dass der Mensch nicht verfügbar ist, wenn er Unterstützung braucht?

Schnauzengriff und Nackenschütteln wird oft argumentiert mit “…das macht die Mutter mit den Welpen auch … “. Pffff, alleine hierüber könnte ich einen ganzen Artikel schreiben. Wer schon einmal beobachtet hat, wie sanft die Mutterhündin den Welpen über die Schnauze fasst und vor allem, in welchen Situationen sie das macht, wird mir recht geben, dass das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun hat. Der Schnauzengriff tut weh, manche sagen sogar, der Hund müsse quietschen, damit er seinen Zweck erfüllt. Gleiches gilt für das Nackenschütteln – eine Hundemutter würde niemals ihre Welpen im Nacken packen und schütteln. Solche Erziehungsmethoden zeigen wieder nur den Ausbildungsstand des Trainers und haben nichts, aber auch gar nichts mit moderner, gewaltfreier Hundeerziehung zu tun.

Der Vollständigkeit halber erwähnen wir auch noch die Alpharolle. Der Hund wird gewaltsam auf den Rücken gedreht und festgehalten. Ziel soll sein, dass sich der Hund unterwirft. Eine völlig veraltete aber immer noch weit verbreitete Methode – auch, oder gerade 2025 wieder sehr “populär”.

Die Nebenwirkungen von Strafe

Strafbasiertes oder aversives Training, also alle Maßnahmen, die Verhalten unterdrücken oder hemmen und auf Erschrecken, Angst, Schmerz oder Leid abzielen, funktioniert. Genauso wie es auch belohnungsbasiertes Training tut. Beides aber nur, wenn es richtig angewandt wird. Das besagt die Lerntheorie.

Und das hier sagt das Österreichische Tierschutzgesetz (Ö TSchG §5 Abs 1): „Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“

Strafbasiertes Training und Gewalt sind nicht nur tierschutzwidrig, sondern haben massive Nebenwirkungen und können zu vielfältigen Problemen führen.

Ja, Strafe kann Verhalten stoppen. Der Preis dafür ist aber hoch – das sind die Nebenwirkungen:

  • Vertrauensverlust: Hunde, die Gewalt erfahren, können das Vertrauen in ihre Menschen verlieren. Dies beeinträchtigt die Bindung zwischen Mensch und Hund erheblich, um nicht zu sagen, die Beziehung wird bis auf die Grundmauern zerstört. Ein erneuter Vertrauensaufbau ist nur mit viel Geduld, Wissen und kleinschrittigem Training möglich. In manchen Fällen vertrauen diese Hunde ihrem Menschen nie wieder. 
  • Angst- und Aggressionsverhalten: Gewalt fördert Ängste und Aggression beim Hund. Ein Hund, der ständig Bestrafung für sein Verhalten erfährt, wird ängstlich, reaktiv oder aggressiv. Wie paradox ist es dann, die besonders harten Fälle zum Problemhundetrainer zu schleifen, der ihnen dann noch eins drüberzieht? Gewalt erzeugt Gegengewalt. Punkt. 
  • Lernhemmung: Wer Stress und Angst hat, kann nicht lernen. Wie sollen wir dann dem Hund ein neues, besseres Verhalten beibringen, wenn er unter Dauerstrom steht? Oder kannst du in einem emotionalen Ausnahmezustand das 1×1 aufsagen? 
  • Erlernte Hilflosigkeit: Der Hund wird über die Zeit hinweg jegliches Verhalten einstellen aus Angst vor Konsequenzen – also auch das positive Verhalten. Das sind dann die Hunde, die „….soooooo brav sind, seit wir beim Hundetrainer waren …”. Nein, die sind nicht brav, die sind emotional gebrochen. Auch das ist Gewalt. 
  • Fehlverknüpfungen: Alles, was sich zum Zeitpunkt der Strafe in der näheren Umgebung des Hundes befindet, kann mit der Strafe und den damit einhergehenden Ängsten und Schmerzen in Verbindung gebracht werden. Das können u.a. Geräusche, Gerüche, aber auch Personen (ja, auch du!) und Artgenossen sein.

 

Entgegen jeglicher Aussage von strafbasierten Trainern, die immer schön mit der Bindung argumentieren, sorgen aversive Maßnahmen ganz sicher nicht für eine sichere Bindung – das Gegenteil ist der Fall. Glaubst du ernsthaft, ein Hund vertraut dir und findet dich toll, wenn er immer wieder mal mit bösen Konsequenzen rechnen muss, die mitunter auch schmerzhaft sind?

Statt Symptome nur zu unterdrücken, was nichts anderes bedeutet als dass der Hund nicht mehr zeigen darf, wie er sich fühlt, ist es viel nachhaltiger und fairer, zu verstehen, was dein Hund wirklich braucht.

Tierschutzhund Happy mit Sticker "gewaltfrei"

Die bessere Alternative: Was dein Hund WIRKLICH braucht

Im modernen Hundetraining suchen wir immer nach der Ursache für ein Verhalten. Denn es gibt kein Verhalten ohne Grund. Kein einziges.

Das Training mit Strafe fragt aber nicht nach dem “Warum?”. Hier wird nur das unerwünschte Verhalten unterdrückt und gehemmt – und zwar mit dem Einsatz von Druck und psychischer wie teils auch physischer Gewalt. Der Hund wird sein Verhalten aus Verunsicherung, Angst oder Erwartung vor erneuten Schmerzen einstellen. Dabei ist das unerwünschte Verhalten lediglich das Symptom, der Ausdruck eines Bedürfnisses.

Nachhaltiges und faires Training kann nur erfolgen, wenn wir der Ursache auf den Grund gehen, anstatt ein Symptom zu unterdrücken. Du kannst noch so lange den Deckel auf den Kochtopf drücken, solange die Herdplatte auf Stufe 10 steht, wird das Wasser nicht aufhören zu kochen.

Die bessere Alternative ist daher:

  • Ursache statt Symptom: Warum zeigt er das Verhalten?
  • Stress reduzieren: Schlaf, sichere Rückzugsorte, Reizmanagement
  • Bedürfnisse erfüllen: Bewegung, Sozialkontakt, Nähe, mentale Auslastung, Nähe, Gesundheit etc.
  • Lernen möglich machen: Kleine Schritte, klare Signale, Belohnung statt Druck
  • Beziehung stärken: Sicherheit geben, verlässlich sein, Grenzen wahren statt „setzen“.

 

Der Standard im modernen Hundetraining lautet „gewaltfrei“! Und zwar nicht nur in Bezug auf körperliche Gewalt, sondern auch auf psychische Gewalt.

„Wenn jemand sagt, dass dieses oder jenes Verhalten nur über Strafe zu erreichen ist, sagt das erstmal nichts über den Hund aus, sondern nur über die eigenen Fähigkeiten.” (Dr. Ute Blaschke-Berthold)

Alle Hunde, egal welcher Rasse, ob kastriert oder unkastriert, ob vom Züchter oder aus dem Tierschutz, ob „Problemhund“ oder „aggressiv“ – sie alle lassen sich gewaltfrei und bedürfnisorientiert trainieren.

Häufige Fragen zu Gewalt im Hundetraining

Was für eine Frage! Natürlich nicht. Was soll das bringen? Gewalt im Umgang mit Lebewesen – egal ob Mensch oder Hund – war noch nie die Lösung. Bitte bilde dich unbedingt fort in Sachen modernem und vor allem gewaltfreien Umgang mit Hund. Egal, wie verzweifelt du gerade bist – es gibt immer faire Möglichkeiten, mit einem Hund zu kommunizieren. Man muss es nur wollen.

Ja. Leinenruck ist Gewalt. Er arbeitet mit Schmerz/Druck und macht den Hund klein und still. Das ist keine Kommunikation, das ist Strafe. Und Strafe hat seinen Preis: Stress, Angst, Misstrauen, Lernblockade – plus doofe Verknüpfungen wie „Hund da drüben = Ärger“ oder „Mensch neben mir = Aua“.

Und ja: auch der „kleine Ruck“. Wenn es nicht unangenehm wäre, würde es nicht „wirken“. Der Hals ist sensibel; jeder Ruck knallt auf Nacken, Kehlbereich und Schilddrüse – und auf eure Beziehung.

Bitte bilde dich dringend fort! Es gibt keinen Rudelführer, keine Rangordnung, keine Dominanz und keinen Alpha im Zusammenleben mit unseren Hunden. Das ist ein Märchen, dass dir strafbasierte Trainer verkaufen. Und das alleine darauf abzielt, Druck, Bestrafung und mitunter auch Gewalt am Hund zu rechtfertigen. Hunde brauchen Menschen, die sie verstehen. 

Nein, das ist ein Märchen. Mensch und Hund bilden kein Rudel – also auch keine Rangordnung, keinen Alpha, keinen „Chef“. Das Konzept stammt aus alten Wolf-Studien in Gefangenschaft und ist überholt. Im Alltag hilft dir Ursachenarbeit, Bedürfnisse erfüllen und gewaltfreies Training – nicht „Dominanz“.

Ein schönes neues Wort für Druck mit dem Körper: Blocken, Bedrängen, Bedrohen, Fixieren. Das ist Einschüchterung, kein Training.

Flooding bedeutet Reizüberflutung. Diese Trainingsmaßnahme ist leider noch weiter verbreitet, obwohl sie tierschutzrechtlich verboten ist. Und wird vorwiegend bei Angsthunden eingesetzt.

Der Hund wird so lange mit dem angstauslösenden Auslöser konfrontiert, bis er „aufgibt“. Das ist keine Therapie, sondern ein Weg in Angst, Stress und erlernte Hilflosigkeit – und in Österreich verboten (§5 Abs.1 TSchG).

Der größte Quatsch, der aktuell von Möchtegern-Hundetrainern mit veralteter oder keiner Ausbildung verbreitet wird. Denkst du wirklich, der Hund denkt in Räumen? Bitte Hausverstand einsetzen.

Raumverwaltung ist ganz einfach ein anderer Begriff für “Hund bestrafen, wenn er etwas tut, was dem Menschen missfällt.“

Die bessere Methode wäre, dem Hund freundlich ein anderes Verhalten beizubringen. Aber das ist natürlich der längere Weg. Dafür ist es fair, nachhaltig und auf jeden Fall gewaltfrei.

Genauso wie ein Nicht-Problemhund. Gewaltfrei, bedürfnis- und bindungsorientiert. Oder was denkst du, warum aus dem Hund ein Problemhund wurde?

Weil er nicht verstanden wurde, weil seine Grenzen nicht gewahrt wurden, weil er Druck, Bestrafung und wahrscheinlich auch Gewalt erfahren hat. Der klassische Problemhund, von dem immer alle sprechen, wird nicht so geboren.

In Österreich leider jeder – ohne Ausbildung, ohne Qualifikation. Und auch, wenn jemand eine Ausbildung hat, bedeutet das noch lange nicht, dass dort moderne Inhalte gelehrt wurden. Strafbasierter Umgang ist weit verbreitet und wird auch unterrichtet, obwohl das Tierschutzgesetz eigentlich etwas anderes dazu sagt. In Deutschland ist der §11 nötig, der Qualitätsstandard dieser Prüfung ist jedoch nicht einheitlich. 

Daniela Loibl, Hundeverhaltensberaterin, mit Tierschutzhund Happy

Daniela Loibl - Hundeverhaltensberaterin

Ich begleite Hunde, die mit den Anforderungen des neuen Lebens überfordert sind - und Menschen, die verstehen wollen, warum.
Mein Hund Happy, ein ehemaliger Kettenhund mit komplexer PTBS, hat mir gezeigt, was fundiertes Wissen, Geduld und ein tieferes Verständnis für Verhalten bewirken können, wenn Training allein nicht reicht.
Mein Ansatz basiert auf verhaltensbiologischen und neuropsychologischen Erkenntnissen - modern, bindungsorientiert und 100 % gewaltfrei.

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